Auf einer endlos scheinenden Reise über die Landstraßen Polens und des Baltikums fällt der Blick aus dem Seitenfenster und bleibt auf immer neuen Varianten von kleinen Bauwerken am Straßenrand haften.

Wartehäuser, nach dem Anthropologen Marc Augé klassische "Nicht-Orte" postmoderner Gesellschaften, sind auf keinerlei Art und Weise kultur-, identitäts- oder sinnstiftend.

Dennoch fällt der Formenreichtum der beliebig und austauschbar scheinenden Wartehäuschen entlang der "Via Baltica" zwischen Stettin (Polen) und Lahemaa (Estland) ins Auge. Als ginge es den Erbauern darum, mit unverwechselbaren Häuschen der eigenen Gemeinde Individualität und damit Würde und Identität zu verleihen.

Von den Erbauern fehlt jedoch meist jeder weitere Hinweis. Die Bushäuschen stehen oft ohne erkennbare Anbindung an Siedlungen oder Städte in der Landschaft.

Und so kann sich keine Persönlichkeit eines Ortes oder einer Gruppe in die Erinnerung einschreiben. Sie wird durch den langsamen Strom der vorbeiziehenden Objekte von einem "Duft" ersetzt, der wesentlich durch frühere Erfahrungen mitbestimmt wird: An zuvor gesehene, gerochene, gehörte und gefühlte Orte.

---

Neben den Ausstellungsprints ist eine Buchpublikation in Vorbereitung.